Freitag, 24.09.2010
In der Nacht rüttelt der Wind so stark am Bus, dass ich davon wach werde. Beim Blick aus dem Fenster kann ich einen dicht mit Wolken verhangenen Himmel sehen.
Am Morgen regnet es, na toll. Wer braucht im Urlaub schon Regen? Heute steht erst mal Kultur auf dem Programm, also ist es im Moment noch nicht sooooo schlimm.
Nach einem kurzen Frühstück fahre ich nach Tharros, eine Ausgrabungsstätte. Bei dem Wetter ist natürlich nicht viel los, eher unlustig laufe ich im Gelände herum. So richtig reisst es mich nicht vom Hocker.
Zu viel Kultur ist auch nix, also sorge ich für Ausgleich. Für körperlichen Ausgleich. Plan B sieht eine Wanderung vor. Einen Plan B habe ich immer im Hinterkopf für Tage an denen es regnet, so wie heute. Ich möchte mir die Giara di Gesturi, eine Hochebene ansehen.
Auf dem Weg nach Oristano denke ich zwar an die Flamingos, halte aber nicht an. Ich habe keine Lust im Regen über ein matschiges Feld zu laufen. In Oristano mache ich einen völlig ungeplanten Einkaufstopp. Bei Regenwetter ziehen mich Einkaufszentren magisch an. Der Stopp ist aber nur kurz.
Erst geht es südwärts auf der 131 bis Sanluri, dort verlasse ich die Autobahn und fahre auf der 197 hoch bis Las Plassas. Hier biege ich nach links ab nach Tuili. In Tuili ist die Alto Piano gut ausgeschildert. Immer weiter geht es den Berg auf einer einspurigen Straße hoch, bis am Ende ein Parkplatz auftaucht. Es ist stark bewölkt und windig, aber zumindest regnet es im Moment nicht.
In der Rangerstation zahle ich den Eintritt von 2 €, packe meinen Rucksack (diesmal den Wasserdichten) und mache mich auf die Socken. Es herrscht eigentlich ideales Wanderwetter, nicht zu warm, kein Regen.
Zuerst begegnen mir etliche Ziegen, dann werfe ich einen Blick in den hier angelegten Botanischen Garten.
Soll ich auf dem Hauptweg bleiben oder doch lieber der Nase nach auf einen der vielen Ziegenpfade ausweichen? Selbstverständlich mache ich letzteres, die Landschaft begeistert mich immer mehr.
Auf einer freien Ebene, in der im Winter und bis hinein ins Frühjahr Wasser steht, sehe ich dann endlich die erhofften wilden Pferde. Sie lassen sich von meiner Anwesenheit nicht stören, zumindest nicht solange ich einen Respektabstand einhalte. Da ich sie beobachten möchte, halte ich Abstand.
Entlang des Seeufers wandere um die Herde herum. Plötzlich stehe ich vor wild lebenden Rindern. Was hier nicht alles herumläuft!
Landschaftlich ist es hier wunderschön. Nur die Machia finde ich nicht mehr so toll, nachdem ich festgestellt habe, dass dieser Busch meine Wanderhose und mein Hemd gelb eingefärbt hat.
Auf dem Rückweg, natürlich Querfeldein, begegnen mir wieder Ziegen. Ein Ziegenbock, wahrscheinlich der Boss der Herde findet meine Anwesenheit unpassend und kommt drohend auf mich zu. Da er schlagkräftige Argumente in Form von großen Hörnern auf dem Kopf trägt, gebe ich nach und marschiere um ihn herum. Insgeheim stelle ich mir aber vor, wie ich ihn auf den Grill werfe.
Das Wetter wird immer besser, die Sonne kommt heraus. So gehört sich das.
Zurück beim Bus entledige ich mich der Wanderstiefel. Welch eine Wohltat solche Schlappen sein können! Nach einer kleinen Stärkung mache ich mich wieder auf den Weg an die Küste. Erst geht es den selben Weg zurück über die 197 und die 131. Bei Uras verlasse ich die Autobahn und fahre über Terralba und Linnas nach Marceddi. Dort erwartet mich eine Überraschung. Der Damm der nach Sant Antonio die Santadi führt ist eigentlich für den Verkehr gesperrt.
Das steht auch so in den Reiseführern, ist mir aber total entgangen. Zurückfahren will ich nicht, also spiele ich den blöden Touristen und folge einem Einheimischen, der mit seinem Pajero über den Damm fährt. Schön langsam wird es Zeit einen Standplatz für die Nacht zu suchen. Zuerst versuche ich es am Torre dei Corsari, dort steht man aber auf dem Präsentierteller.
Weiter geht es nach Funtanazza. Die Straße ist grauenvoll, die Ruine eines alten Hotels wirkt abweisend. Hier bleibe ich nicht. Der nächste Halt ist Marina di Arbus. Ich sehe einen Hinweis auf die Slipstelle und werfe den Anker. Gleich am Ortseingang scharf rechts abbiegen und der kleinen Straße folgen, dann kommt man an einen wunderschönen kleinen ebenen Parkplatz. Hier stehen auch schon zwei Womo´s mit belgischen Kennzeichen. Ich stelle mich dazu, für heute reicht es.
Ich halte einen kurzen Plausch mit den Belgiern, schaue mir noch den Sonnenuntergang an und verziehe mich dann ins Womo zum Lesen. Der Wind ist scharf, und ohne Sonne wird es auch schnell kühl.