Dienstag, 28.10.2014
Beim Einkaufen in Gallup lerne ich eine weitere Eigenart des amerikanischen Westens kennen. Für mich gibt es hier keinen Nachschub an Bier, zumindest nicht um diese Uhrzeit. Die Alkoholabteilung des Supermarktes öffnet erst um 10 Uhr, und miit ihren Scherengittern ist sie besser gesichert als so manche Waffenabteilung. Die Begründung eines Angestellten für diese Regel ist nachvollziehbar, in der Gegend hätte man ein riesiges Alkoholproblem. Dies sei ein Versuch, den Konsum zumindest am Vormittag einzuschränken.
Mein nächstes Ziel ist der Petrified Forest National Park. Der NP hat eine eigene Higwayausfahrt, wie praktisch. Nördlich der I40 ist der Park eher uninteressant, südlich wird es besser. Der Newspaper Rock ist mein erster Stopp. Die Petroglyphs kann man leider nur von einem Aussichtspunkt aus betrachten, ohne Fernglas oder ein gutes Tele sieht man nicht viel.
Weiter geht es zur Blue Mesa, den nur 0,5 Meilen langen Trail sollte man nicht verpassen. Als nächstes liegt die Agate Bridge auf dem Weg, die Location ist....... na ja. Dass ein versteinerter Baum über einem Wash liegt ist ungewöhnlich, hier versucht man das vergängliche und unvermeidliche mit Beton zu bewahren.
Der 0,9 Meilen lange Loop des Crystal Forest ist sehenswert, hier findet sich jede Menge versteinertes Holz. Die Touristen verteilen sich wenigstens, der Trail am Visitor Center ist mit mehreren Schulklassen völlig überlaufen.
Der NP ist OK wenn er auf der Reiseroute liegt, extra herfahren würde ich nicht. Es geht weiter Richtung Roosevelt Lake. Die Fahrt übers Land zieht sich und die Landschaft verändert sich; Steppe, Büsche, Wald, fast jedes Tal sieht anders aus. Insgesamt eine interessante Gegend.
In Payson verlangt das Womo nach Sprit, danach geht es weiter. Die Zeit ist mir wieder mal davongelaufen, so komme ich erst nach Sonnenuntergang am Theodore Roosevelt Lake an. Im Dunkeln suche ich mir einen Stellplatz, dann setze ich mich vor das Womo. Für ein BBQ ist es nie zu spät, also heize ich den Grill an. Der Abend ist mild und ich bleibe lange draußen sitzen. Die vielen Mücken versuche ich mit dem Qualm des Grills fernzuhalten.
Mittwoch, 29.10.2014
Die Sonne strahlt, keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Schon jetzt kann ich sagen, dass ich ein unglaubliches Wetterglück habe. Da kann ich es verschmerzen, dass mich am frühen Morgen die Mücken plagen.
Heute steht der Apache Trail auf dem Programm. Ein wenig Ungewissheit was mich erwartet habe ich schon. Mehrfach habe ich gelesen, dass der Apache Trail mit dem Wohnmobil nicht befahrbar wäre. Ich lasse mich überraschen.
Der Theodore Roosevelt Damm ist schnell erreicht, dann geht es auf die Piste. Diese ist eng und staubig, viel Waschbrett schüttelt das Womo durch. Ich beglückwünsche mich, dass ich so früh losgefahren bin, es herrscht fast kein Verkehr. Bei mehr Verkehr gibt das mit Sicherheit Chaos.
Die Aussicht auf den Salt River und den Apache Lake sind toll, anders kann man es nicht sagen. Trotzdem würde ich eine Tour mit dem Womo über den Apache Trail nur bedingt empfehlen. Die vielen Engstellen, steile Anstiege und der ganze Staub sind eigentlich nichts für ein Womo. Da muss man schon sehr hartgesotten sein, um diese Fahrt zu genießen.
Durch Phoenix fahre ich ohne anzuhalten, ich will nach Tucson. Geplant ist ein Besuch des Saguaro Ost National Park. Es dauert aber, bis ich in Tucson bin, die Fahrt zieht sich.
Durch wenig anschauliche Vororte fahre ich in den Ostteil des Saguaro NP......... und bin enttäuscht. Da hatte ich mir mehr erwartet. Ich fahre den Scenic Loop und beschließe einmal quer durch die Stadt zum Saguaro West zu fahren. Die knapp 25 Meilen quer durch Tucson nerven, ich bin den vielen Verkehr nicht mehr gewohnt.
Ein Kurzbesuch im Visitor Center ist alles was ich noch schaffe, dann besorge ich mir erst einmal einen Platz auf dem Gilbert Ray Campground. Kurz vor Sonnenuntergang hat es 29 Grad, ich liebe es. Ich bummle über den CG, dann werfe ich den Grill an. Der Abend ist lau, und bleibe sehr lange draußen sitzen.
Donnerstag, 30.10.2014
Nach dem Frühstück fahre ich in den Saguaro West, in der Hoffnung dass mir dieser Teil des NP besser gefällt. Der Scenic Drive ist ganz nett aber nicht wirklich interessant.
Ich beschließe, einen Hike zu machen. Der Valley View Overlook Trail gehört mit alleine, weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Auch hier muss ich sagen, nice to see, aber mehr auch nicht. Mit diesen Nationalparks werde ich nicht warm.
Weiter geht es Richtung Organ Pipe Cactus NM. Auch heute habe ich wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Beim tanken mitten im nirgendwo sind alle Leute außer mir bewaffnet. Jeder trägt hier eine Waffe am Gürtel, ich fühle mich unwohl.
Die Fahrt zieht sich, immer mehr Border Patrol ist auf und neben der Straße zu sehen. In Why versorge ich mich noch mit einem riesigen Kaffee und nach mehreren Kontrollpunkten der Border Patrol checke ich auf dem Campground des Organ Pipe Cactus NM ein.
Meine Befürchtung, dass mir nach der Erfahrung mit den Saguaro Nationalparks der Organ Pipe auch nicht gefallen würde ist unbegründet. Ich bin begeistert.
Genau das hatte ich mir vorgestellt. Die Landschaft ist unbeschreiblich, ich bekomme nicht genug. Der Ajo Mountain Drive ist ein absolutes "must see". Die Piste ist unpaved, viele dips sind betoniert und die meisten Steigungen geteert. Kurz gesagt, man kann den Scenic Drive ohne Probleme mit dem Womo fahren.
Einen Hike habe ich mir vorgenommen, ich möchte zum Ajo Window. Bei diesem Hike komme ich voll auf meine Kosten. Die Landschaft ist spektakulär, die Aussicht vom höchsten Punkt unbeschreiblich. Nur den Einstieg ins Window finde ich nicht. Anfangs ärgere ich mich, bei dieser Kulisse dauert das aber nicht lange.
Der Hike war heftig, im Sinne von anstrengend. Völlig fertig komme ich am Womo an, es ist bereits kurz vor Sunset. Noch muss ich über den Scenic Drive zurück zum Campground fahren, dort komme ich erst nach Sonnenuntergang an. Das BBQ habe ich mir redlich verdient. Die Temperaturen sind sensationell, gegen 22.00 hat es immer noch 26° Grad.
Freitag, 31.10.2014
Beim Frühstück werfe ich einen Blick in die Landkarte ........ und erschrecke ein bisschen. In ein paar Tagen ist mein Urlaub vorbei, von Los Angeles bin ich aber noch weit entfernt.
Ich muss das machen, was ich gerne vermieden hätte: Ich werde wohl oder übel einen Fahrtag einlegen und Richtung Westen düsen. Als grobes Ziel habe ich mir den Anza Borrego Desert State Park ausgesucht. Also fahre ich Richtung Ajo und dann weiter auf dem I 8 nach Westen.
Plötzlich spinnt mein Navi, es bringt Höhe und Zeit durcheinander, die Favoritenliste ist nicht mehr zu finden. Au weh, auch das noch. Nach Gefühl fahre ich in den Anza Borrego SP. Nachdem ich auf dem Palm Canyon CG eingecheckt und den Computer angeworfen habe, merke ich dass ich falsch bin. Ich sollte viel weiter südlich sein.
Egal, ich bleibe hier. Es hat 33 Grad, die Sonne strahlt, ist aber sehr windig. Der Abend ist mild und für eine Stunde schläft der Wind ein. Ich nutze die Zeit und werfe den Grill an. Nach dem Essen beginnt es zu kacheln und zwar so stark, dass ich das Feuer löschen muss.
Es bleibt windig, und immer mehr Schleierwolken ziehen auf. Bei uns würde ich sagen, ein Wetterwechsel steht bevor.
Samstag, 01.11.2014
Die Nacht über hat es weiter gekachelt, dabei hat das Womo ganz schön geschwankt. Geschlafen habe ich trotzdem gut, mich beruhigt so ein Wetter. Der Morgen zeigt, dass ich leider recht hatte. Viele Wolken bedecken den Himmel, es ist merklich kühler geworden.
Gleich hinter dem Campground liegt der Trailhead zum Palm Canyon. Da sich die Sonne nicht blicken lässt, sind die Farben ziemlich flau, in der Sonne sieht das bestimmt besser aus. Der Palmenhain ist trotzdem toll, mal was ganz anderes.
Ich fahre weiter Richtung Mountain Palm Springs. Die Fahrt zieht sich, es sind viele Wochenendausflügler unterwegs. Die Abzweigung zum Trailhead ist nicht ausgeschildert, da sich mein Navi aber wieder gefangen hat finde ich die Piste sofort.
Vom Parkplatz aus sehe ich bereits die erste Palmengruppe, so weiß ich gleich wo ich lang muss. Nach einigen Palmenhainen und drei Stunden habe ich genug, ich fahre zum Agua Caliente County Park. Nachdem ich eingecheckt habe, mache ich meinen Erkundungsspaziergang über den CG.
Eine Überraschung erwartet mich, hier gibt es zwei Pools, einen Outdoorpool mit etwas über 80 und einen Indoorpool mit 102 Grad Fahrenheit. Heute Abend wird gebadet, bei den kühlen Temperaturen ist das warme Wasser genau das richtige. Nur das BBQ wird schwierig, kalter und heftiger Wind erschwert das Anzünden der Kohlen. Nach dem Baden geht es in die Heia.
Sonntag, 02.11.2014
In der Nacht hatte es leicht geregnet, am Morgen ist glücklicherweise vom schlechtem Wetter nichts mehr zu sehen. Es ist erstaunlich warm und sonnig.
Ich verlasse den Anza Borrego Desert SP und fahre durch die Hügel Richtung Küste. Am späten Vormittag sehe ich den Pazifik und je näher ich der Küste komme, desto dichter wird der Verkehr.
Ich bin ziemlich schnell genervt, der Verkehr und die rücksichtslosen Fahrer treiben mich in den Wahnsinn. Es sieht so aus, als ob jeder auf Parkplatzsuche ist; Stop & Go das ist die Geschwindigkeit am Küstenhighway. Von der Natur ist nicht viel zu sehen, alles ist zugebaut und ich komme mir vor wie an Spaniens Mittelmeerküste.
Am frühen Nachmittag bin ich im am San Clemente State Beach. Ich checke auf dem Campround ein, außer einem Strandspaziergang ist heute nichts mehr geplant. Der CG liegt auf einer Anhöhe über dem Meer, unterhalb der Klippe verläuft eine Schienentrasse und Landeinwärts lärmt ein vierspuriger Highway.
Der Strand gefällt mir und der Pazifik ist erstaunlich warm. Meine Absicht, im Pazifik zu Baden wird im Keim erstickt, ich finde meine Badehose nicht. Ich kann mich erinnern, dass ich sie gestern vor dem Womo zum trocknen aufgehängt hatte. Heute Morgen hatte ich sie nicht gesehen und auch nicht daran gedacht. Anscheinend hat der Wind sie über Nacht entführt. Mist.
Der Sonnenuntergang ist aber eine ausreichende Entschädigung, und ich mache mein letztes BBQ dieser Reise.
Montag, 03.11.2014
Der vorletzte Tag. Weit will und muss ich heute nicht fahren. Ich entscheide mich, nur bis zum Bolsa Chica State Beach zu fahren, anstatt zu dem privaten Campground den ich mir für die letzte Übernachtung ausgesucht hatte.
Auf dem Weg nach Norden mache ich einen Besuch beim Arch Rock von Corona del Mar. Das ist ein netter kurzer Stopp, mehr aber auch nicht. Die Gegend kann ich nicht genießen, der hektische Verkehr fordert die ganze Aufmerksamkeit.
Allerdings muss ich auch sagen, so toll ist es hier nicht, ich bin ziemlich enttäuscht. Jetzt bin ich froh, dass ich unterwegs so viel getrödelt habe. Eigentlich wollte ich mehrere Tage am Pazifik verbringen, mir gefällt es hier aber überhaupt nicht.
Am frühen Nachmittag bin ich am Bolsa Chica State Beach. Ein breiter Sandstrand, sonst ist hier nix. Der Ausblick auf Frachter und Ölbohrplattformen reisst mich nicht vom Hocker. Der Stellplatz ist ein schlechter Witz, gerade einmal so lang wie das Womo und nur unwesentlich breiter. Dafür ist er der teuerste Campground dieser Reise, und das Duschen kostet auch noch extra.
Ich habe aber keine Lust weiterzufahren, schließlich muss ich das Womo herrichten und packen. Damit verbringe ich den Nachmittag. Der Wind ist kühl, und trotz Fleece Pullover macht das draußensitzen keinen Spaß. Gute Nacht.
Dienstag, 04.11.2014
Der letzte Tag. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen, ich fühle mich besch..... Bis 11.00 muss ich das Womo zurückgeben, mir bleibt also noch ein bisschen Zeit. Ich verlasse den Campground, dumpe das Womo und stelle mich auf einen feien Parkplatz am Strand.
Als es Zeit wird, fahre ich die paar Meilen bis Santa Fe Springs, tanke noch einmal und gebe das Womo zurück. Zum ersten Mal wird bei der Abgabe des Womo´s nachgetankt, bis jetzt wurde immer der Füllstand der Anzeige notiert.
Ich lade mein Gepäck aus und warte auf den Shuttle Service. Dieser Fahrer ist um Klassen besser als derjenige, der mich auf dem Hinweg gefahren hatte. Am Flughafen genieße ich wieder die bevorzugte Behandlung der Business Class und verkrümle mich nach dem Einchecken in die Lounge.
Wow!!! Das ist ein krasser Gegensatz. Die BC Lounge in LA ist einfach nur Spitze. So stelle ich mir Luxus vor, nicht wie die peinliche Vorstellung der BC Lounge in München. Ich genieße die Stunde, die mir bis zum Boarding bleibt.
Der Rückflug ist unspektakulär. Oder auch nicht. Das ist eine Frage der Interpretation. Passiert ist nichts, außer dass ich 3 / 4 des Fluges verschlafen habe, und das ist einfach Genial. In der Holzklasse wäre so etwas unmöglich, in der BC kann man lang ausgestreckt schlafen. Das müsste man sich immer leisten können.