Mittwoch, 22.09.2010
Am späten Abend, bzw. in der Nacht sind noch einige Womos gekommen. Heute Morgen ist der Campingplatz richtig voll. Beim Aufstehen ist das Wetter wieder toll, es ist sonnig und warm.
Das einzige was den schönen Morgen trübt, sind die vielen Wespen. Ich beschließe, das Frühstück ausfallen zu lassen und mache mir nur einen Kaffee to go.
Heute soll es ins Landesinnere gehen. Über Bosa, (eine schöne kleine Stadt) fahre ich nach Suni und biege dort links ab Richtung Padria. Kurz vor Padria soll es eine Grotte geben, gefunden habe ich sie leider nicht, es gibt kein einziges Hinweisschild. Während ich durch diese ansehnliche Landschaft fahre, sehe ich plötzlich auf der linken Seite diese nette Kirche.
Ich kann zwar nicht mehr rechtzeitig bremsen, das macht aber nichts. Hier ist verkehrsmäßig gar nix los, so dass ich rückwärts bis zur Abzweigung fahre.
Leider ist die Kirche verschlossen, so kann ich sie mir nur von außen ansehen.
Irgendwie komme ich aber nicht so richtig weiter. Kaum bin ich on the Road, werfe ich schon wieder den Anker.
In Semestene stehe ich plötzlich vor einem tollen Wandgemälde. Ich bremse, parke einfach mitten auf der Kreuzung und mache meinen Fotoapparat schussbereit. Was mich etwas stört, ist das Warnschild einer Baustelle, das direkt vor der Wandmalerei steht.
Einer der Anwohner bemerkt dass ich das Gemälde fotografieren will, kommt herüber und stellt das Schild zur Seite. Er bedeutet mir mit Händen und Füßen, dass ich fotografieren soll, er stellt dann im Anschluss das Schild wieder auf!!!!
Wow, bei uns würde das niemand machen.
Bei Semestene fahre ich auf die 131 und halte mich nördlich bis zur Ausfahrt Valle dei Nuraghi. Die Bezeichnung hört sich vielversprechend an, schaun mer mal.
Nicht weit von der Ausfahrt befindet sich die Nuraghe San Antine. Vor der Einfahrt steht ein Reisebus, ich befürchte das schlimmste. Bis ich aber geparkt habe, ist der Bus schon wieder weg, ich habe die Stätte fast für mich alleine.
Laut Karte gibt es allein hier in der Gegend 5 Nuraghen, alle möchte ich mir aber nicht ansehen. Die Nuraghe San Antine ist aber auf jeden Fall einen Besuch wert.
Ein bisserl Kultur darf noch sein, also fahre ich weiter und mache mich auf die Suche nach der etwas abgelegen liegenden Necropole S. Andria Priu. Über enge Straßen geht es immer weiter ins nirgendwo. Die letzten Meter sind nur noch ein Feldweg. Hier ist gar nichts los, ich bin der einzige Besucher.
Meine Meinung zu dieser Anlage ist gespalten. Rundum wirkt alles ungepflegt, nur der Kiosk ist in Ordnung. Erst nachdem der Eintritt bezahlt ist, wird mir mitgeteilt, dass im inneren das Fotografieren teilweise verboten ist.
Es geht nicht ums Blitzlicht, es ist grundsätzlich verboten. Na toll, wenn die das vorher gesagt hätten... Den Vorraum darf man ablichten, den interessantesten Raum mit den Malereien leider nicht.
Ich verlasse die Kirche und halte ein paar Kilometer weiter an einem Brunnen. Mittagspause ist angesagt. Danach geht es weiter über Nebenstrecken und auch ein bisserl Querfeldein. Der Vorteil der Nebenstrecken ist ganz klar, man kann langsam fahren und sieht mehr.
Da ich noch fit bin und mir nach Abkühlung ist, werfe ich meinen Plan über den Haufen und mache mich auf den Weg in ein Erholungsgebiet. Über Bonorva fahre ich auf die 131, diesmal Richtung Süden. An Macomer vorbei geht es bis Paulitanio. Dort verlasse ich die Autobahn, und fahre über Bonarcado in Richtung auf die Cascata Cos Molinos. (Erholungsgebiet mit Wasserkaskaden)
Ich fahre und fahre und irgendwann ist mir klar, dass ich zu weit bin. Auf der einsamen Strecke ist wenig Verkehr, also fahre ich weiter und halte bei einem am Straßenrand abgestellten Auto und frage den Einheimischen nach den Kaskaden. Er zeigt mir auf der Karte, in welcher Kurve die Ausfahrt ist. Mit diesem Hinweis ist es kein Problem hinzufinden.
Kurz und gut, es ist ein Reinfall.
Hier steht kein Auto, das Tor hängt halb offen in den Scharnieren, alles ist ungepflegt. So wie es aussieht, ist die Anlage seit Jahren verlassen, es gibt kein Wasser, alles ist verfallen, auch der Kiosk.
Ich glaube bei den Reisebuchautoren schreibt einer vom anderen ab. Aktualisiert wird da nichts. Jetzt wird es aber Zeit einen Platz für die Nacht zu finden. Ich will ans Meer, das Baden in den Kaskaden ist ja ausgefallen. Über Narbolia fahre ich auf die 292 und wende mich nach Norden zu den Campingplätzen von is Arenas.
Alle drei Plätze haben noch offen, ich wähle die goldene Mitte und suche mir einen schönen Platz unter Kiefern. Leider liegt der Platz nicht direkt am Strand, man muss etwa 200 Meter laufen. Ob es an der Jahreszeit liegt, oder an etwas anderem, der Sandstrand ist ungepflegt.
Die Lust auf das Baden ist mir vergangen. Bewaffnet mit meinem Handtuch laufe ich zurück zum Platz und ohne Umwege in die Dusche. Wenigstens die Sanitäranlagen sind OK.
Zurück am Bus gönne ich mir einen etwas verrückten Mix. Zum Kaffee gibt es heute kein süßes Teilchen, sondern ein kaltes Bier. Mit einem guten Buch in der Hand genieße ich die Wärme.
Der Sonnenuntergang droht. Also schnappe ich mir die Kamera und laufe doch noch einmal zum Strand. Schön langsam stellt sich die Frage nach dem Abendessen. Auf kalte Küche habe ich keine Lust. Nachdem die Pizzeria noch geöffnet hat, kehre ich hier ein. Wie soll ich es höflich ausdrücken??? Der Salat war gut, die Pizza solala, der Wein indiskutabel. Den würde ich noch nicht mal als Frostschutz in den Kühler schütten.
Zurück am Bus öffne ich die Schiebetüre. Dabei fällt mir auf, dass es in meiner Wohnung inzwischen etwas unordentlich ist. Ich räume ein bisschen auf, dann setze ich mich wieder mit hochgelegten Füßen vor den Bus, meine absolute Lieblingsposition.